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Titus Schulgeschichten I 10 (Sagt mal, ich bin Lehrer und kein Zielobjekt)
Wer in die Schule geht, lernt verschiedene Dinge. Es fängt in der Grundschule mit dem Lesen, Schreiben und Rechnen an. Später dürfen die Schüler und Schülerinnen musizieren und künstlerisch aktiv werden. Im weiteren Verlauf kommen dann weitere Fächer hinzu. Dazu zählen unter Anderem Englisch, Biologie, Geografie und Chemie.
In allen Fächern gibt es immer wieder einmal Spannungen. Das kann zwischen Schülerin und Lehrer sein. Es kann zwischen Schüler und Lehrerin sein. Wenn die Schüler und Schülerinnen mit einer bestimmten Zensur nicht zufrieden sind, meckern sie. Manche Schüler und Schülerinnen fühlen sich falsch bewertet. Dabei sind wir Lehrenden doch zur Objektivität verpflichtet. Auch wenn uns ein Schüler oder eine Schülerin nicht gefällt, wir bewerten seine Leistung, nicht seinen Charakter oder sein Aussehen.
Es kann aber auch zwischen Schülern passieren, dass Spannungen auftreten. Das kann verschiedene Gründe haben. Nicht immer sind die Gründe allen bekannt. Nicht immer trifft es den Richtigen oder die Richtige. Manchmal trifft es auch Unschuldige.
Benny und Jan gerieten vor einiger Zeit im Kunstunterricht in Streit. Worum es genau ging, ist bis heute nicht bekannt. Es fielen böse Worte. Das hörten die anderen Schüler und Schülerinnen. Bei den bösen Worten blieb es nicht. Es passierte noch mehr. Benny wusste sich nicht anders zu helfen. Er sah sein Hausaufgabenheft vor sich. Er nahm es. Dann schmiss er es in Richtung Jan.
Jan war am Streit beteiligt. Das Benny mit seinem Hausaufgabenheft nach ihm warf, bekam Jan nicht mit. Jan hatte keine Augen im Hinterkopf. Den Angriff mit dem Hausaufgabenheft sah Jan nicht. Benny zielte zwar auf Jan, doch Jan wurde nicht getroffen. Jan blieb unverletzt. Benny traf allerdings jemand Anderes. Es war kein anderer Schüler. Es war keine andere Schülerin. Benny traf den Kunstlehrer.
Der Kunstlehrer schrie „Aua“. Mit dem Angriff hatte er nicht gerechnet. Auch der Kunstlehrer hatte keine Augen im Hinterkopf. Der Kunstlehrer drehte sich um. Er sah das Hausaufgabenheft, das auf dem Boden lag. „Sagt mal, ich bin Lehrer und kein Zielobjekt. Wer von euch war das“ sprach der Kunstlehrer.
Für wenige Sekunden sagte keiner etwas. Dann hob Benny vorsichtig und ziemlich zögerlich die Hand. Er wars. Benny entschuldigte sich. Er wollte nicht den Kunstlehrer treffen. Er wollte Jan treffen.
Der Kunstlehrer wollte nicht wissen, warum Benny das Hausaufgabenheft warf. Der Kunstlehrer hob das Hausaufgabenheft auf und ging auf Benny zu. Benny durfte sich nun eine Standpauke anhören. Gewalt war keine Lösung. Auch wenn mit Worten manchmal nichts erreicht wird, Gewalt ist keine Lösung!
Benny entschuldigte sich ein zweites Mal. Anschließend bekam Benny sein Hausaufgabenheft zurück. Er legte es auf seinen Platz. Benny packte seine Malsachen ein. Dann kam auch das Hausaufgabenheft in Bennys Rucksack. Zwei Minuten später klingelte es. Die Unterrichtsstunde war zu Ende. Jetzt hatten Benny und die anderen Schüler und Schülerinnen fünf Minuten Zeit, den nächsten Unterrichtsraum aufzusuchen. Es stand Deutsch bei mir auf dem Plan.
Bevor die Stunde begann, erfuhr ich von dem Zwischenfall. Ich war etwas neugierig und fragte, worum es in den Streit ging. Jan schwieg. Benny schwieg. Der Grund für den Streit blieb also unbekannt.
Es klingelte. Die Unterrichtsstunde begann. Benny und die anderen Klassenkameraden durften bei mir lernen, wann „das“ mit einem S und wann „dass“ mit zwei S zum Einsatz kommt. Mal gucken, ob sie es verstehen.