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Schlagercharts 2024 Dezember
„Das ist nicht fair“ sagte meine Frau, als ich mal wieder die Fernbedienung nahm und durch das Fernsehprogramm schaltete. Der aktuelle Film gefiel mir nicht. Drei Minuten reichten mir, um das entscheiden zu können. Ich schaltete also ein Programm weiter.
„Ich werde da sein“ lautete der Titel des Films. Woher ich das wusste? Nach jedem Umschalten schien auf dem Fernseher ein Hinweis, welche Sendung gerade von wann bis wann lief. Schon der Titel interessierte mich nicht. So drückte ich auf den Knopf an der Fernbedienung und schaltete einen Sender weiter.
„Immer immer wieder tun“ hieß der Film. Okay, es war kein Film. Es war nur eine halbstündige Sendung. Auf eine kurze Sendung hatte ich keinen Bock. Ich wollte einen Film sehen. Ich schaltete also wieder um.
„Dann leg ich Schlager auf“ lautete der Titel der nächsten Sendung. Diesmal war es eine Musiksendung. Natürlich wurden dort deutschsprachige Lieder gesungen. Diese Sendung handelte vom deutschen Schlager. Auch wenn ich gerne Musik höre, ich bevorzuge doch andere Musikgenres. Ich drückte also wieder auf ein Knöpfchen an der Fernbedienung.
„Irgendwann im Leben“ konnte ich im Hinweistext bei dem jetzigen Sender sehen. Es war keine Sendung, denn die Endzeit war mit zweiundzwanzig Uhr fünfzehn angegeben. Zu dieser Zeit endeten viele Filme auf den privaten Sendern. Da ich aktuell einen privaten Sender schaute, passte es. Ich schaltete aber trotzdem einen Sender weiter, denn es war Werbung.
„Küss mich, halt mich, lieb mich“ stand im Hinweistext des nächsten Senders. Es war dasselbe wie gerade eben: Endzeit zweiundzwanzig Uhr fünfzehn, privater Sender und Werbung. Ich schaltete weiter.
„Ganz oder gar nicht (sicher nicht Paris)“ lautete die nächste Sendung. Okay, es war keine Sendung. Es war ein Film, der bis einundzwanzig Uhr fünfundvierzig läuft. Da es ein öffentlich-rechtlicher Sender war, gab es nach zwanzig Uhr keine Werbung. Aus diesem Grund endete der Film auch eine halbe Stunde früher als bei den privaten Fernsehsendern. Drei Minuten schaute ich mir den Film an, dann schaltete ich weiter.
„Sag ihr nichts von mir“ hieß der Film auf dem nächsten Sender. Endzeit war wieder einundzwanzig Uhr fünfundvierzig. Es war wieder ein öffentlich-rechtlicher Fernsehsender. Ich schaltete wieder nach drei Minuten um.
„Idiot“ sagte meine Frau neben mir. Warum müsste ich immer wieder umschalten. Gerade die letzten zwei Sender hatten doch etwas Gutes im Programm. Ich war nicht der Meinung und ignorierte vorerst die Meinung meiner Frau.
„Sie!“ dachte ich mir „kann alles Mögliche gucken. Ob die Sendung gut oder schlecht ist, ob es ein privater Fernsehsender oder ein öffentlich-rechtlicher Sender ist, ob der Film mit oder ohne Werbung ist: Meine Frau wollte sich nur berieseln lassen. Da war der Inhalt der Sendung oder des Films eher zweitrangig. Meine Frau wollte nur abschalten vom Alltag. Ich wollte das nicht. Aus diesem Grund drückte ich an der Fernbedienung auch den Knopf, um den nächsten Sender anzusehen.“
Ein Licht ging plötzlich hinter mir an. Meine Frau lief in die Küche, machte dort das Licht an und holte sich etwas aus der Küche. Anschließend ging das Licht aus. Meine Frau kam zurück ins Wohnzimmer und setzte sich wieder neben mich.
„Meteor“ stand auf dem Etwas, was meine Frau in den Händen trug. Ich las zuerst das Wort Meteor bevor ich erkannte, was meine Frau in den Händen hielt. Meteor war ein Pudding mit feinster Schokolade. Diesen Pudding aß meine Frau während ich weiter durch das Fernsehprogramm zappte.
„Hätt ich noch einen Tag“ hieß der Film auf dem nächsten Sender. Der Film ging bis zweiundzwanzig Uhr dreißig. Es war ein Film mit Werbung zwischendrin. Diese Werbung lief gerade.
„Willst du mit mir gehn“ nannte sich die Sendung auf dem nächsten Sender. Es war eine Reportage über die Liebe. Das konnte ich im Videotext lesen. Das Thema war für mich eher uninteressant. Ich schaltete mal wieder um.
„Das bleibt unter uns Cherie“ hörte ich kurz nach dem Umschalten. Nein, es war nicht die Frau neben mir, die das sagte. Es war ein Mann im Fernsehen, der das sagte.
„Gib mir noch eine Nacht“ erwiderte eine Frau in dem Film. Ich sah mir den Film noch drei Minuten an, dann schaltete ich um.
„Exklusiv - Die Reportage“ lief auf dem nächsten Sender. Reportagen waren uninteressant für mich. Ich schaltete nach wenigen Sekunden um.
„Liebesfieber“ hieß die nächste Sendung. Okay, es war keine Sendung, sondern ein Film. Der Film sollte bis dreiundzwanzig Uhr laufen. Das war für mich zu spät. Um diese Uhrzeit wollte ich schon längst im Bett sein. Ich musste schließlich am nächsten Tag früh wieder raus. Ich schaltete noch ein Programm weiter.
„Jukeboxblues“ lautete die Sendung auf dem nächsten Sender. Es war - wie der Name es verrät - eine Musiksendung. Auf Musiksendungen hatte ich keine Lust. Ich schaltete ein letztes Mal um.
„Was wär denn schon dabei“ - rief meine Frau neben mir mit halbvollem Mund - „wenn Du nicht weiter umschalten würdest. Lass uns doch „Ganz oder gar nicht (sicher nicht Paris)“ gucken!“ Ich dachte mir: „Warum eigentlich nicht. Es ist ja bald Weihnachten. Mache ich meiner Frau doch schon einmal ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk - oder ein verspätetes Nikolausgeschenk.“ Ich schaltete also um und wir sahen uns den Film „Ganz oder gar nicht (sicher nicht Paris)“ ohne Werbung an.