Schlagercharts 2024 September

Die Liebe beginnt irgendwann im Jugendalter. Eine Mitschülerin aus der Nebenklasse kam nach der Schule auf mich zu. Meine Klassenkameraden sahen sie und verabschiedeten sich. Warum wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

„Willst du mit mir gehn“ fragte die Mitschülerin als sie vor mir stand. Ich war erst einmal sprachlos. So eine Frage hatte vorher noch keine Person gestellt. Meine Antwort war dementsprechend nicht die beste.

„Mit Dir“ fragte ich zurück. Sie erwiderte mit „Ja, wen soll ich denn sonst meinen?“ Ich schrieb ja, meine Antwort war nicht die beste Antwort. Jetzt sollte ich eine bessere Antwort finden, die ich nicht fand.

„Mein Geheimnis.“ Die zwei Antworten an diesem Tag waren echt die bescheuertsten der Welt. Aber hey, irgendwann wird mein Rekord gebrochen. Dann gibt es auf der Welt eine Person, die dreimal hintereinander die blödesten Antworten gibt.

„Wer kann schon nein sagen, wenn Du fragst“ sprach ich kurz nach meiner zweiten Antwort, denn warum sollte ich so viel Mut nicht belohnen? Sie traute sich zu fragen, ohne vorher mit mir viel geredet zu haben. Dann war es soweit: Sie und ich waren ein Paar. Ich hätte nie gedacht, dass wir dann viele Jahre zusammenbleiben würden.

Sag niemals nie, dass eine Beziehung ewig dauern kann. In meinem Fall dauerte sie ewig. Es war nicht nur ein Gefühl der Ewigkeit, es war die Ewigkeit. Sie und ich lernten keinen anderen Partner mehr kennen. Wir blieben bis an unser Lebensende zusammen.

„Nein, Baby! Wir fahren heute keine Fahrradtour“ sprach ich an unserem letzten gemeinsamen Tag. Ich wollte lieber zu Hause bleiben und weiter Musik hören.

„Warum hast du nicht ja gesagt“ fragt vielleicht jemand. Ganz einfach: Draußen war es warm, eher heiß. Die Sonne schien. Wolken waren keine zu sehen. Zu Hause war es relativ kühl und Eis war im Kühlschrank. Eis kühlte.

Das Leben ist zu kurz, um sich zu streiten. Auch wenn ich keine Radtour machen wollte, ich konnte meine Freundin nicht alleine lassen. Die Zeit mit ihr war wunderschön. Minuten oder Sekunden mit ihr zu verpassen, das wollte ich nicht.

Liebe spüren konnte ich bei ihr immer. Mein Herz schlug. Es war glücklich. War sie nicht da, langweilte ich mich und ich vermisste sie.

„Wovon träumst du“ riss meine Freundin mich aus den Gedanken. „Von nichts. Ich war nur abgelenkt. Lass uns die Fahrräder aus dem Keller holen und dann machen wir die Radtour. Du bestimmst, wo es langgeht.“

„Ich seh grün. Wir können also losfahren“ sprach meine Freundin als wir einmal wieder an einer Ampel standen und ich für einen kurzen Moment abgelenkt war. Zwölf Kreuzungen mit roten Ampeln hatten wir schon hinter uns. Jetzt sollten wir die nächste Kreuzung hinter uns lassen.

Heartbreak. Wir fuhren nebeneinander über die Kreuzung als von rechts ein Auto kam. Es traf uns beide. Unsere Herzen waren gebrochen. Sie standen still. Das war dann wohl ein Heartbreak.

Wahrheit oder Pflicht? Willst Du die Wahrheit hören? Dass der Autofahrer - ja es war ein Mann - telefonierend die rote Ampel missachtete. Als er Gelb sah, noch einmal extra Gas gab um bloss nicht anhalten zu müssen. Seine Pflicht wäre es gewesen, nicht mit dem Handy am Ohr Auto zufahren. Seine Pflicht wäre es gewesen, nicht mit überhöhter Geschwindigkeit auf die Kreuzung zuzufahren. Seine Pflicht wäre es gewesen, als er Gelb sah, zu bremsen. Er entschied sich dreimal anders.

Nicht einmal der Himmel konnte verstehen, warum ein Autofahrer so egoistisch sein konnte. Dieser Egoismus, ich will schnell fahren, ich habe keine Lust zu bremsen, auf andere (schwächere) Verkehrsteilnehmende muss ich keine Rücksicht nehmen, kostete zwei jungen Menschen das Leben.

„Es ist einfach passiert“ rechtfertigte sich der Autofahrer. Er hätte nichts dagegen tun können. Es läge nicht an ihm. Die Anderen und die Umwelt hätten Schuld. Das glaubten nur wenige. Sein Gewissen glaubte es auch nicht und quälte ihn die nächsten Jahre und Jahrzehnte. War es das wert?

„Du bist der Kompass! Du zeigst mir den Weg“ sprach ich immer wieder zu meiner Freundin. Ich folgte ihr, denn bei ihr war ich glücklich. Ich folgte ihr mein Leben lang. Ich folgte ihr bis in den Tod.

„Dein Herz ist gefährlich!“ Diesen Song hörte ich bevor wir die Fahrradtour begannen. Das Herz war nicht gefährlich. Das Herz macht uns glücklich. Gefährlich sind Menschen, die nur an sich denken. Die glauben, sie haben alles im Griff - bis der eine Moment kommt, wenn die Anderen nicht mehr aufpassen und reagieren können.

Es geht wieder los, wenn die Tage länger werden, wenn es wieder länger hell ist. Dann sind die Leute wieder unterwegs, die meinen alles sehen zu können, auf alles reagieren zu können. Das Reh im Dunkeln konnte keiner sehen, aber im Hellen ist eine Vollbremsung ganz einfach - bis es wirklich zu diesem Moment kommt und die Vollbremsung erst hinter dem Hindernis gelingt. Dann ist es zu spät.

Bist Du süchtig nach Schnellfahren? Süchtig, Dich nicht an Regeln und Pflichten zu halten? Süchtig, nur an Dich zu denken?