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Titus Schulgeschichten I 14 (Ist das wieder so ein fieser Trick)

Namenswelt: Titus' Schulgeschichten

Unser neuer Lehrer Stefan hat sich in der letzten Zeit oft für Schüler und Schülerinnen eingesetzt. Oft waren diese Schüler und Schülerinnen für uns verloren. Wir dachten nicht, dass wir sie von der schiefen Bahn herunterholen. Stefan schaffte es.

Oft hatten wir Lehrer und Lehrerinnen Vorurteile, wenn wir einen Schüler sahen. Stefan belehrte uns ab und zu des Besseren. Doch bei Florian kam auch Stefan an seine Grenzen. Bei Florian schlug auch bei Stefan einmal die Vorurteilskeule zu.

Florian war ein Kind reicher Eltern. Viele denken jetzt, dass der Junge alles bekommt. Das war aus unserer Sicht auch so. Wenn es auf Klassenfahrt ging, hatte Florian ordentlich Taschengeld dabei. Theoretisch konnte er für alle ein Eis spendieren. Ein ordentliches, großes Eis!

Stefan sah auch, wie Florian auf dem Schulhof immer wieder Geld zückte. Dafür bekam Florian Einiges. Selten waren es irgendwelche Lebensmittel. Meist schien Florian andere Schüler für Hausaufgaben zu bezahlen. Scheinbar machte Florian seine Hausaufgaben nicht selber.

Das testete Stefan ab und zu auch aus. Manchmal bekam Stefan eine Bestätigung für seinen Verdacht. Dann wusste Florian nicht genau, was in der Hausaufgabe drin stand. Einen Kommentar konnte sich Florian nicht verkneifen. „Ist das wieder so ein fieser Trick, um mir wieder Faulheit vorzuwerfen?“

Auch wenn ich Stefan verstehen konnte, dies zu überprüfen, brachte es etwas? Seien wir doch einmal ehrlich: Kennen wir immer jedes Wort in unseren Texten? Haben wir so ein gutes Gedächtnis? Ich kann nicht behaupten, immer zu wissen, wie ich einen Text begann. Wie der zweite Satz anfing. Wie das Ende im Wortlaut war. Das kann auch bei Florian der Fall gewesen sein. Es gab nämlich auch Momente, bei denen konnte sich Florian genau an die Worte erinnern. Wenn er den Text nicht selbst schrieb, wäre das wohl nicht möglich.

Stefan glaubte, Florian würde sich alles und jeden kaufen. Florian hätte keine Eigeninitiative. Florian würde nur dank der anderen Schüler und Schülerinnen die Leistungen bringen. Florian würde sich durch die Bezahlung von Hausaufgaben auch gute Noten erkaufen.

Teilweise hatte Stefan damit Recht, doch Stefan kannte Florians Eltern nicht.

Florians Eltern waren erfolgsverwöhnt. Florian musste alles schaffen. Florian musste besser sein als die Anderen. Schneller als die Anderen. Dadurch entstand natürlich ein Erfolgsdruck. Ein Superheld konnte vielleicht das alles alleine schaffen. Florian war aber kein Superheld. Florian war ein Schüler an unserem Gymnasium. Florian konnte nicht alles schaffen.

Florian wusste, dass er nicht alles alleine schaffen konnte. Dafür gab es die anderen Schüler und Schülerinnen. Sie halfen Florian - natürlich gegen Bezahlung. Florian erkaufte sich gute Leistungen, gute Noten und etwas Freizeit, weil seine Eltern Druck ausübten.

Sollten Eltern so viel Druck ausüben? Sollten Eltern den Tag eines Kindes durchplanen? Minutengenau? Oder sollte ein Kind nicht auch Freiraum bekommen? Nicht immer auf Hochspannung stehen, um immer super Noten zu erbringen?

Stefan erkannte bei einem Hausbesuch, unter welchem Druck Florian stand. Stefan sah ein, dass sein Vorurteil falsch war. Stefan dachte, Florian würde sich alles und jeden kaufen, weil er es will. Tatsächlich war es eher ein Selbstschutz. Florian kaufte alles und jeden, weil er musste. Florian musste den Ansprüchen seiner Eltern gerecht werden. Ein Kind kann seine Eltern doch nicht enttäuschen, oder?

Stefan sah es anders. Kinder brauchten Freiraum. Kinder sollten Fehler machen. Kinder mussten nicht immer super Noten mit nach Hause bringen. Das versuchte Stefan auch Florians Eltern zu erklären. Es gelang Stefan sogar. Nach einigen Überredungskünsten sahen Florians Eltern ein, dass sie nicht zu viel fordern sollten. Wer Leistung bringen sollte, musste sich auch einmal ausruhen können, oder?

Veröffentlicht

15.01.2023

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